Warum wir Gähnen

Was bedeutet „Gähnende Leere“?

Nicht Mensch, sondern „Leere“ ist das Substantiv, welches im deutschen Sprachgebrauch am häufigsten von „gähnend“ begleitet wird. Das ergibt zumindest eine Kollokationsanalyse, mit der man untersucht, welche Wörter wie häufig zusammen auftreten. Merkwürdig, wo doch die „Leere“ keine Person oder kein Tier ist und daher nur schwerlich gähnende Laute von sich geben kann. Warum besteht hier eine derart enge Verbindung?

Das Wort Gähnen stammt vom altenglischen Wort „ginan“ ab. Dieses umschreibt lautmalerisch die Tätigkeit, bei der unser Kiefer nach unten klappt, wir langsam einatmen, unsere Arme strecken, um am Höhepunkt angekommen die Luft druckartig anzuhalten und dann mit einem mehr oder weniger lauten, aus den Brusttiefen hervorbrechendes „ahh“, kurz auszuatmen. Die ganze Vorstellung dauert minimal 3,5 Sekunden, darunter geht es nicht, im Durchschnitt aber 6 Sekunden. Es ist begleitet von einem positiven Gefühl, das auf der Wohlfühlskala von 1 bis 10 mit durchschnittlich 8,5 bewertet wird. „Ginan“ bedeutet so viel wie „klaffen“ oder „offenstehen“. Es lautmalt also nicht nur nach, was wir tun, wenn wir ausgelassen im stillen Kämmerlein gähnen, sondern beschreibt auch noch was passiert, wenn wir nicht gerade unsere schützende Hand vor den offenstehenden Mund halten: Umstehende Menschen sehen in einen klaffenden, dunklen Schlund. Die sprichwörtliche gähnende Leere.

Gähnen ist ein evolutionäres Relikt

Gähnen ist ein evolutionäres Relikt aus Ur-Zeiten. Nicht nur Hunde und Katzen gähnen, sondern auch Vögel, Schildkröten, Krokodile und Fische. Es braucht nicht viel Hirn, um zu gähnen, in der Tat reicht schon der Hirnstamm. Dort sitzt das Gähnzentrum[*] in Nachbarschaft zu anderen essentiellen Dingen wie der Atmung. Der Hirnstamm ist einer der ältesten Teile des Gehirns und hat sich im Laufe der Evolution kaum verändert, im Gegensatz zum Großhirn. Dieses sitzt wie ein aufgespießter Apfel dem Hirnstamm auf. Dass wir fürs Gähnen tatsächlich kein Großhirn brauchen, zeigen traurige Einzelfälle von Kindern, die ohne Großhirn geboren wurden und dennoch gähnen können.

Gähnende Tierbabys

Trotz der kaum beeindruckenden Leistung sind Videos gähnender Tiere auf Youtube ein Hit: Oh wie süß! Erblicken wir doch vermeintlich menschliche Züge, während wir in das gähnende Tiergesicht schauen. Dabei ist ein gähnendes Tier in etwa so trivial wie ein Tier, das einfach atmet. Denn Wirbeltiere atmen und gähnen nun mal. Sind wir Menschen vielleicht doch nur von Instinkten getriebene Tiere, die das ausleben, was uns die Evolution ins Genom geschrieben hat? Wie dem auch sei. Auch ich kann mich dem Charme einer gähnenden Fledermaus nicht entziehen, deren Schlaf wir kürzlich im Labor untersuchten. Das ist schon verdammt niedlich.

Gähnen ist wie ein langsames Niesen.

Gähnen ist wie ein langsames Niesen. Bei beidem reißen wir den Mund auseinander, bei beidem atmen wir tief ein, schließen die Augen, bewegen unseren Kopf Richtung Nacken und bei beidem tränen manchmal unsere Augen. Es gibt keine halben Nieser, wie es auch keine halben Gähner gibt. Einmal angefangen, steigert sich die Empfindung zu einem Höhepunkt, nach dem sich alles entspannt und sich ein befreiendes inneres Gefühl breitmacht – wie bei einem kleinen Orgasmus. Würde man einmal die Gesichter von niesenden, gähnenden oder kurz vor dem Orgasmus stehenden Menschen vergleichen, so würde man vielleicht eine ähnliche Verzerrung der Gesichtszüge feststellen.

Ich mag dich, also gähne ich mit dir

Eines der ersten Dinge, die Babys machen, nachdem sie das Licht der Welt erblickt haben: Sie gähnen. Dabei streckt sich der Atemraum und die Lungenflügel können sich besser entfalten. Das Kind kann das Gähnen zum Glück bereits im Mutterleib üben: Schon ab der 11. Schwangerschaftswoche gähnt der gerade mal 3 cm große Fötus, während er sich in 50 ml Fruchtwasser räkelt. Unwahrscheinlich also, dass der frisch geborene Fratz sich das Gähnen in den ersten Lebensminuten bei seinem Papa abgeguckt hat. Dem nach der Geburt vermutlich auch eher nach einem Schnaps als nach Gähnen ist.

Am besten gähnt es sich jedoch in der Gruppe: Ich sehe jemanden gähnen, also gähne ich aus Mitgefühl unbewusst mit. Gähnen hat also etwas mit unserer Empathiefähigkeit zu tun. Umso spannender ist es, dass sich Kleinkinder bis zum 5. Lebensjahr nicht von gähnenden Onkels und Tanten oder anderen Mitmenschen anstecken lassen. Bis zu der Zeit also, in der sich bei ihnen die volle Empathiefähigkeit entwickelt.[1]

Gähnen sagt etwas über die Empathiefähigkeit aus

Tatsächlich lässt sich die Empathiefähigkeit von Menschen an ihrer Mitgähnfähigkeit festmachen: Menschen, die in psychologischen Tests als besonders empathisch abschneiden, sind deutlich empfänglicher dafür, mitzugähnen. Autisten, die Probleme mit der Erkennung der Emotionen anderer Mitmenschen haben, lassen sich dagegen durch andere nicht zum Gähnen verführen. [2] Gähnen wird daher in der medizinischen Praxis als Diagnoseelement verwendet: So fällt es Menschen mit einer Depression schwer, auf das Gähnen des Arztes zu reagieren. Ihre hohe innere Anspannung macht es ihnen sehr schwer, sich in andere hineinzuversetzen und gähnend alles loszulassen.

Für Otto Normalverbraucher reicht es schon, einen Text über das Gähnen zu lesen, um vom Reflex gepackt zu werden. Und haben sich Ihre Kiefer seit Beginn des Kapitels auch schon verdächtig geregt? Herzlichen Glückwunsch, dann gehören Sie zum empathischen Teil meiner Leser! In einem Experiment entwickelten zwei Drittel der Menschen, die 5 Minuten lang einen Text über das Gähnen lasen, das starke Bedürfnis zu gähnen oder gähnten tatsächlich. Wohingegen nur ein Viertel Probanden, die einen Text über die Geschichte des Schluckaufs zu lesen bekamen, gähnen mussten. Schluckauf bekamen sie auch keinen.

Gähnen lässt sich nicht verstecken

Ein Video mit gähnenden Menschen erfüllt übrigens den gleichen Effekt. Auf Youtube kursieren daher Wettbewerbe darüber, wer es schafft, ein 5-minütiges Videos mit gähnenden Menschen anzuschauen, ohne dabei selbst zu gähnen. Interessanterweise ist es für unser Gehirn dabei unwesentlich, ob wir das Bild auf den Kopf gestellt oder richtig herum anschauen. Unser innewohnender Gähndetektor erkennt gähnende Mitmenschen und Tiere treffsicher aus allen Perspektiven. Wir sehen gähnende Gesichter und schalten in den Mitgähnmodus. Es ist dabei nicht notwendig, den Mund des Gähners zu sehen, denn wir lesen das Gähnen nicht von den Lippen, sondern von den Augen und dem Gesicht insgesamt ab. Ein geöffneter Mund kann ja auch Schreien oder Singen bedeuten. Daher sucht sich unser Gehirn lieber andere Partien des Gesichtes oder des Körpers als Erkennungsmerkmale aus. Die schützende Hand vor dem Mund mag zwar höflich sein, sie kann aber die gefährliche Ansteckung der Mitmenschen nicht verhindern. Es ist daher schnuppe, ob wir hinter vorgehaltener Hand gähnen. Den anderen ist klar, was wir gerade tun!

Für Blinde reicht es übrigens aus, jemanden in der Umgebung gähnen zu hören, um zum Mitgähnen animiert zu werden.[3] [4] Daher können wir auch ausschließen, dass es sich beim Gähnen um ein reines Nachmachen handelt. Wir hören jemanden Gähnen und wissen instinktiv, wie wir uns entsprechend verhalten müssen, um es ihm gleich zu tun.

Soziale Tiere gähnen mit

Sozial lebende Tiere lassen sich wie wir von ihren Artgenossen anstecken. Je vertrauter der Artgenosse, desto höher die Ansteckungsgefahr. Hunde gähnen dem eigenen Herrchen oder Frauchen nach. Abends vorm Fernseher wird nicht nur geschnarcht, sondern auch gekrault und dankbar mitgegähnt.

Als Gähn-Theorie für alle Lebewesen taugt die Empathie leider nicht. Auch Tiere, die nicht in Gruppen, sondern solitär leben, gähnen. Der relativ späte Beginn der Ansteckungsfähigkeit im Leben und seine Seltenheit im Tierreich deuten darauf hin, dass die Ansteckungsfunktion des Gähnens erst spät in der Evolution hinzugekommen ist und nicht ein Kernbestandteil des Gähnens darstellt.

Das Ansteckende am Gähnen wird damit erklärt, dass es nützlich ist, das Verhalten in einer Gruppe zu synchronisieren. Nach dem Motto: Wir sehen, dass alle müde sind, also lasst uns gemeinsam schlafen.

Gähnen zur Gehirnkühlung?

Eine der ersten Theorien über den Sinn und Zweck des Gähnens stammt aus dem 18. Jahrhundert aus der Feder des niederländischen Arztes Johannes de Gorter. Sie besagt, dass ein schnellerer Blutfluss während des Gähnvorgangs zu einer verbesserten Sauerstoffversorgung des Gehirns führe. Schlechte Luft aus den Lungen würde beim tiefen Einatmen während des Gähnreflexes nach draußen befördert. Gut 150 Jahre später testete Robert Provine[5], damals frisch berufener Professor an der Universität von Maryland (UMBC), die aufgestellte Hypothese an jungen Collage-Studenten: Weder 100-mal so hohe Kohlendioxid-Dosen in der Atemluft noch das Einatmen von purem Sauerstoff veranlasste die Studenten, vermehrt zu gähnen.

Andere Forscher meinten kürzlich bei Ratten herausgefunden zu haben, dass Gähnen das Gehirn kühle.[6] Für Hunde und Katzen, die ihre Körpertemperatur durch hecheln über Mundraum und Zunge regulieren, mag diese Theorie stimmen, jedoch reguliert der Mensch seine Körpertemperatur zum überwiegenden Teil durch Schwitzen über die Haut. Ratten regulieren ihre Körpertemperatur vor allem über ihren langen Schwanz. Damit wäre auch geklärt, wozu der da ist. Kurze Zeit später überführte ein Physiologe besagte Forschergruppe, indem er vorrechnete, dass der beschriebene Gehirnkühlungseffekt rein physiologisch unmöglich ist.[7] Diese Theorie ist demnach dem Bereich des Aberglaubens zuzurechnen oder neumodisch zur Fake-Science!

Dringen beim Gähnen Dämonen in den Körper ein?

Auch dem Aberglauben zuzurechnen ist der mittelalterliche Glaube beim Gähnen drängen Dämonen in den Körper ein. Alternativ könne die Seele aus dem unbedeckten Mund entweichen oder vom Teufel geraubt würde. Unerklärliches Verhalten musste wohl immer etwas mit Seele oder Teufel zu tun haben. Da gefallen mir die Kulturen in Südamerika, Asien und Afrika besser, bei denen Gähnen bedeutet, dass gerade jemand an einen denkt. Das scheint häufig der Fall zu sein, da wir durchschnittlich 16-mal am Tag gähnen!

Gähnen zum Entspannen

Wenn wir gähnen, aktivieren wir das vegetative Nervensystem. Herzfrequenz und Durchblutung steigen. Für einen kurzen Moment kommt wieder Schwung in den Kreislauf und wir werden ein bisschen wacher. Sollte Wachheit das Ziel dieses urtümlichen Reflexes sein, dann hat es wenig Erfolg. Zwar geht dem Aufreißen des Mundes Müdigkeit voraus, oft sind im EEG schon erste Spuren von Schlaf erkennbar. Aber Probanden schneiden nach dem Gähnen nicht besser in Aufmerksamkeitstests ab, als eine Gruppe, die anstatt zu gähnen ein paar aktivierende Armbewegungen macht.[8] Körperliche Ertüchtigung hilft also besser bei aufziehender Müdigkeit als Gähnen, ist aber bei langweiligen Vortragsabenden oder Geschäftsessen der Situation nicht immer angemessen.

Nach dem Gähnen entspannt sich unser Körper. Unser parasympathisches Nervensystem wird aktiviert. Der starken Anspannung beim Gähnen folgt die Entspannung unseres Körpers. Damit ist Gähnen so etwas wie die von Natur eingebaute progressive Muskelentspannung, welche der US-amerikanische Arzt Edmund Jacobson im Jahre 1929 beschrieb. Beim Anspannen dehnen wir verspannte, zusammengekrampfte Muskeln, sodass sie sich anschließend entspannen können. Eine hervorragende Technik zum Runterkommen. Möglicherweise rührt daher das unglaublich gute Gefühl, wenn wir herzhaft und ungezwungen gähnen dürfen. Zu oft ist dies nur in den eigenen vier Wänden der Fall. In Vorlesungen oder der Schule kann einem als übernächtigter Student schon der Rauswurf drohen. Unterdrückt man sein Gähnverlangen, indem man durch die Nase anstatt durch den weit geöffneten Mund atmet und die Kiefer dabei aufeinander presst, bleibt das befriedigende Gefühl aus. An dem Wunsch, danach erneut zu gähnen, ändert sich dabei nichts.

Warum Fallschirmspringer häufiger gähnen

Der Entspannungsmechanismus ist es, der Fallschirmspringer kurz vor dem Sprung aus dem Flugzeug vermehrt gähnen lässt. An großer Langeweile dürfte es kurz vor dem freien Fall aus 1.000 Meter Höhe nicht liegen. Wir gähnen also nicht nur bei Müdigkeit, sondern auch bei besonderer Anspannung. Ganz ähnlich geht es mir, wenn ich kurz vor einem Science Slam hinter der Bühne stehe. Dabei überkommen mich manchmal richtige Gähnattacken. Kein Lampenfieber sondern Lampengähnen!

Gähnen als Zeichen für Stress

Im Tierreich ist Gähnen ein anerkanntes Zeichen für Stress. Raubtiere gähnen kurz vor der Jagd. Ein Zustand der Anspannung. Das Auftreten von Gähnattacken als Zeichen starker Nervosität nutzt die Amerikanische Flugsicherung (TSA) in ihrer 92 Punkte-Checkliste für verdächtiges Verhalten von Passagieren. Laut Checkliste sollte man sich auch nicht übermäßig räuspern, pfeifen, lachen oder sich kratzen.[9] Dinge, die man halt so macht, wenn man Böses im Schilde führt.

Gähnen gehört zu den Verhaltensweisen, die wir schlecht regulieren können. Bitten Sie einen Freund auf Kommando für Sie zu gähnen, so wird es im Durschnitt 6 Sekunden dauern, bevor er den Gähnprozess in Gang zu setzen vermag. Ein Hinweis darauf, dass unser Oberstübchen, in dem unser Bewusstsein sitzt, nicht so viel Kontrolle über das Gähnen hat. Ein Lachen oder ein Blinzeln bringen wir nämlich in Bruchteilen einer Sekunde zu Stande.

Morgens, mittags, abends – Wann gähnen wir am häufigsten?

Wann Gähnen wir denn nun am häufigsten? Morgens, mittags, abends?[10] In der Stunde nach dem Aufstehen gähnen wir ein Drittel häufiger als in der Stunde vor dem zu Bett gehen. Spannend ist dabei, dass wir fast ausschließlich in den Morgenstunden Gähnen und Strecken kombinieren, um die Müdigkeit aus den Gliedern zu treiben und den Kreislauf in Schwung zu bringen, während wir in den Stunden vor dem Einschlafen lediglich gähnen. Bei mir habe ich bemerkt, dass ich immer dann zu übermäßigem, morgendlichem Gähnen neige, wenn sich meine Kiefermuskulatur aufgrund nächtlicher Knirschattacken verspannt hat. Durch das Gähnen dehnt und entspannt sie sich dann wieder.

Gähnen zum Öffnen der Ohren

Gähnen hilft übrigens auch, wenn sich wegen eines Druckunterschiedes die Ohren „verschlossen“ haben. Zum Beispiel nach dem Schwimmen. Beim Gähnen wird dann das Paukenröhrchen (eustachische Röhre), das das Innenohr mit dem Mundraum verbindet, etwas bewegt und gedehnt, sodass ein kleines bisschen Luft ins Innenohr strömt, für den Druckausgleich sorgt und das Druckgefühl löst. Im Flugzeug hilft es natürlich ebenso.

Warum wir gähnen

Und warum gähnen wir nun und all die Wirbeltiere mit uns? Wahrscheinlich aufgrund einer Mischung aus allem: Zum Dehnen der Gesichtsmuskulatur, um uns selbst das Signal zu geben, das wir müde sind und dafür einen einschläfernden Entspannungsprozess in Gang zu setzen. Und bei sozialen Lebewesen wird der Gähnreflex schließlich genutzt, um das Schlafverhalten miteinander abzustimmen.

Warum wir das Gähnen nicht unterdrücken sollten

Wir sollten das Gähnen nicht unterdrücken, sondern als Zeichen unseres Körpers nutzen, dass er nun bereit für die weichen Federn ist. Das funktioniert übrigens auch andersherum: Genauso wie unser Körper uns mit dem Gähnen signalisiert, dass es nun Zeit zum Schlafen ist, können wir unserem Körper mit aktivem Gähnen dazu bringen, müde zu werden. So wie unsere Emotionen unsere Atmung stocken oder rasen lässt, kann unsere Atmung unsere Emotion steuern. Zum Einschlafen also die Augen schließen, tief gähnen, langsam ausatmen und genießen. Dabei nehmen wir wahr, wie sich zuerst der ganze Körper anspannt, unsere ausgereckten Hände sich zur Faust ballen, wir die Augen zusammenkneifen. Dann kommt der schöne Moment, in dem sich der angestaute Druck entlässt und wir voll Entspannung ausatmen. Denken Sie an ein weiches Bett, in das sie sich nach Ankunft im Hotel rücklings mit lautem Gähnen fallen lassen. Geschafft! Genau das ist jenes Gefühl, welches das Einschlafen einleitet. Geschafft, endlich darf ich mich ausruhen und schlafen, alle Anspannung, aller Stress des Tages fällt von mir ab, ich darf loslassen. Endlich Ruhe und dann sind wir schon eingeschlafen.

In diesem Text haben Sie über 100-mal das Wort „gähnen“ gelesen. Mussten sie mitgähnen? Sehen Sie, gähnen ist ansteckend!


[*] Unser Gähnzentrum wird mit großer Wahrscheinlichkeit von einem höherliegenden Zentrum dem para-ventriculären Nucleus angesteuert, dessen Namen Sie sofort wieder vergessen dürfen. Dieser schüttet dabei Oxytocin aus. Besser bekannt als Kuschelhormon, welches den Wunsch nach sozialer Nähe (Kuscheligkeit) und leider auch Schläfrigkeit nach dem Sex vermittelt. Dieser Botenstoff sorgt womöglich für das gute Gefühl nach dem Gähnen und die wohlige Entspannung.


[1] Anderson, J. R., and Meno, P. 2003. Psychological infl uences on yawning in children. Current Psychology Letters, 11. http:// cpl.revues.org/ index390.html.

[2] Senju, A., Maeda, M., Kikuchi, Y., Hasegawa, T., Tojo, Y., & Osanai, H. (2007). Absence of contagious yawning in children with autism spectrum disorder. Biology Letters, 3(6), 706-708. doi:10.1098/rsbl.2007.0337

[3] Arnott, S. R., Singhal, A., and Goodale, A. 2009. An investigation of auditory contagious yawning. Cognitive, Affective, and Behavioral Neuroscience, 9, 335– 342

[4] Moore, J. E. 1942. Some psychological aspects of yawning. Journal of General Psychology, 27, 289– 294.

[5] Provine, R.R., Tate, B.C., Geldmacher, L.L., 1987. Yawning: no effect of 3–5% CO2,100% O2, and exercise. Behav. Neural. Biol. 48, 382–393.

[6] Gallup, A.C., Gallup Jr., G.G., 2008. Yawning and thermoregulation. Physiol. Behav. 95, 10–16.

[7] Elo, H., 2010. Yawning and thermoregulation. Sleep Breath. 14, 391–392.

[8] Guggisberg, A. G., Mathis, J., & Hess, C. W. (2010). Interplay between yawning and vigilance: a review of the experimental evidence. Frontiers of Neurology and Neuroscience, 28, 47-54. doi:10.1159/000307079

[9] The Intercept, Exclusive: TSA’s Secret Behavior Checklist to Spot Terrorists. 27.3.2015, https://theintercept.com/2015/03/27/revealed-tsas-closely-held-behavior-checklist-spot-terrorists/

[10] Provine, R. R., Hamernik, H. B., and Curchack, B. C. 1987. Yawning: Relation to sleeping and stretching in humans. Ethology, 76, 152– 160.